Inklusion und Diversität in der Pflege

„Diversität beginnt da, wo zwei Menschen aufeinandertreffen“

Im Alltag von Pflegekräften finden zahlreiche Interaktionen statt: Zwischen Kolleginnen und Kollegen, gegenüber Patientinnen und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohnern oder deren Angehörigen. Es prallen verschiedene Ansichten, Gewohnheiten, Kulturen oder Werte aufeinander. Das zeigt sich in Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Verschiedene Situationen sind denkbar:

  • Ein pflegebedürftiges Ehepaar mit Migrationshintergrund lebt im Pflegeheim. Es leidet an Gefäßerkrankungen, weshalb bereits Extremitäten amputiert wurden. Da sie der Nahrungszubereitung in der externen Großküche des Trägers misstrauen, ernähren sie sich seit Tagen nur von trockenen Brötchen. Für das Personal stellt sie die Frage, ob die ungesunde Ernährung beibehalten oder sie gegen den Willen der Pflegebedürftigen umgestellt wird.
  • Ein Patient wird nachts durch den Rettungsdienst ins Krankenhaus eingeliefert mit dem Verdacht auf Schlaganfall. Um weiteren Schaden vom Patienten abzuwenden, ist eine zügige Behandlung obligatorisch („Golden Hour“). Da dieser strenggläubig ist, lehnt er die Behandlung durch Personen des anderen Geschlechts ab. Im Krankenhaus sind zu diesem Zeitpunkt nur Ärztinnen verfügbar. Die einzigen Mediziner sind im Operationsaal mit einer Lebertransplantation gebunden.

Diversität ist vielfältig

Ausgehend vieler verschiedener Persönlichkeiten sind zahlreiche Ausprägungen denkbar:

Warum ist es wichtig, sich mit dem Thema Diversität auseinanderzusetzen?

Kurz gesagt: Unsere Gesellschaft wird bunter – ob man es möchte oder nicht. Demografischer Wandel und Globalisierung führen zu einer steigenden Vielfalt von Patient:innen, Bewohner:innen und Mitarbeitenden. Es gilt, diese gewinnbringend zu nutzen. Zu den Vorteilen zählen:

  • Eine herzliche, offene (Willkommens-)kultur trägt dazu bei, Beschäftigte langfristig zu binden sowie das Interesse von Bewerber:innen und Interessierten zu wecken. Es ist ein Instrument gegen den Personalmangel.
  • Diverse Beschäftigte können bei richtiger Umsetzung die Patienten- bzw. Bewohner:innenorientierung verbessern. Notwendig ist ein Wissen über die potenziellen Klient:innen, die auch als Kund:innen verstanden werden können.
  • Somit trägt die diverse Ausrichtung auch zur Steigerung der Qualität bei.

Bei optimaler Umsetzung können Entscheidungsfindungen und Problemlösungen vereinfacht, Kreativität und Innovationsfähigkeit gefördert sowie wechselseitiges Lernen gesteigert werden.

Hand in Hand: Diversität und Inklusion

Diversität ist eine Chance – Inklusion bedeutet, diese zu nutzen. Vielfalt meint einen beschreibenden Ansatz, während Inklusion als Handlungsziel zu verstehen ist. Grundlage ist es, sich mit der eigenen Kultur auseinanderzusetzen. Offenheit, Wertschätzung und Toleranz bilden die Basis eines diversitätsorientierten Arbeitsalltages in der Pflege – zum Vorteil aller.

Michel Hummel (M. Sc. Gesundheitswissenschaften) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in meinem Teilforschungsprojekt: „Inklusion und Diversität in der Pflege“ und arbeitet derzeit an der Westsächsischen Hochschule Zwickau an der Fakultät für Gesundheits- und Pflegewissenschaft.

christian

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